Bienenwabe

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1946

Die erste nach Kriegsende stattfindende Imkertagung fand am Sonntag den 12. Mai 1946 im Zeichensaal der Jos- Weiß-Schule statt.

Anwesend waren 102 Personen

Tagesordnung:

1. Tätigkeitsbericht

2. Kassenbericht

3. Wahlen

4. Verschiedenes

Nach der Willkomm- Begrüßung der Anwesenden durch den Vorsitzenden Möbus, gab dieser den Tätigkeitsbericht bekannt.

Der bisherige Imkerverein der Ortsfachgruppe Reutlingen erhält nunmehr die Bezeichnung:

Landwirtschaftliche - Imkerinteressengemeinschaft

Auf die Alb und später, wenn erforderlich, auch in den Schwarzwald, wird an den Sonntagen eine Omnibuslinie eingeführt, so dass auch dem Kleinimker die Möglichkeit besteht zu wandern und seine Bienen an den Sonntagen aufzusuchen und zu betreuen. Es kann auch ein festgelegtes Quantum Honig mit nach Hause genommen werden. Es werden übertragbare Fahrkarten zu 25,00 RM ausgegeben, die zu 6 Fahrten auf die Alb, oder für neu zu lösende, in den Schwarzwald, Gültigkeit haben. Die Zeit der Ab- und Rückfahrt wurde festgelegt.

Es sind leider die Bienenvölker von etwa 4000 auf 2500 zurückgegangen, was aber nicht nur im Kreis Reutlingen sonder in ganz Württemberg und besonders im Westen der Fall war, dort sogar bis zu 50 % Verluste. Im Schwarzwald wird in der Nähe von Calmbach ein Bezirks- Wanderstand erstellt, wozu sich die Imker zur Besetzung und auch solche zur Überwachung anmelden können. Wollen wir hoffen, dass der Wald mit seinem Imkersegen uns im Jahr 1946 hold gesonnen sein wird und der neue Stand gut eingeweiht werden möge.

Einwinterung 1946!

Mit banger Sorge wird mancher Imker dem Frühjahr 1947 entgegensehen, weil er seine Bienen nicht mit dem nötigen Winterfutter versehen konnte. Es gab keinen Zucker zur Einwinterung und viele Imker hatten außer etwas Waldhonig kein Futter für die Bienen, weshalb viele Völker zusammengelegt, bzw. vereinigt werden mussten, um wenigstens die Aussicht zu haben, mit einem Teil davon durch den Winter zu kommen. Hoffen wir, dass sie damit Glück haben.

Später (Ende Oktober) gab es für den gesamten Kreis noch 5 Sack Zucker, der nach vielen Umständen in Tübingen abgeholt werden musste und wo man die Versicherung eingehen musste, dass für 100 Kg Zucker 50 Kg Honig gegeben werden mussten.

Der Zucker wurde in vorstehendem Sinne an Groß- und Mittelimker verteilt, ja, es haben sogar welche darauf verzichtet, weil ihnen das Verhältnis 2:1 nicht angenehm war und weil die Einwinterung vorbei sei. Auch konnten einige den abzuliefernden Honig nicht aufbringen. Ohne Einwände ging es nicht und manche glaubten im Nachteil zu sein. Anfangs wurde in Aussicht gestellt, dass man pro Volk 5 Kg Zucker zur Einwinterung erhalten solle. Dagegen müsste man 2,5 Kg Honig abgeben. Es stellte sich aber später heraus, dass dies alles nur ein Gerücht war.

Mit Rundschreiben vom 17.8.46 hat Herr Möbus den Vorsitz der Landwirtschaftlichen - Imkerinteressengemeinschaft auf 1.9.1946 niedergelegt. Die Arbeit, die damit verbunden ist wurde ihm zuviel und er konnte diese nicht mehr bewältigen, weil es zu seinem gesundheitlichen Nachteil wurde. Nachdem sich aber kein Nachfolger gemeldet oder zur Verfügung gestellt hatte musste Herr Möbus die Geschäfte vorläufig weiterführen.

Der gesammelte Honig 246 Kg wurde Mitte Dezember 1946 vom Gemeinschaftswerk Versorgungsring Mittelbaden G.m.b.H., Unterlager Baden Baden, Leopoldstr. 17a abgeholt. Die Gefäße mussten mitabgegeben werden.

Ablieferung von Bienenvölker und Wachs

Der Kreis Reutlingen musste an die Französische Besatzungsarme insgesamt 250 Bienenvölker abliefern und zwar einschließlich Kasten, bzw. Bienenwohnungen. Die Ablieferung erfolgte am 22. Oktober 1946. Nach Kontrolle und Abnahme der Bienenvölker wurden diese auf dem Güterbahnhof eingeladen. An dem betreffenden Tag war es recht kühl, so dass man einen Wintermantel vertragen konnte. Hoffen wir, dass die Bienen beim Ausladen in einem wärmeren Klima angekommen sind. Ohne Anstände ging es dabei nicht, denn es kam vor, dass einzelne Ablieferer den Bienen keine oder nicht genügend Luft bereitet oder gar keinen Abschluss bereitet hatten, so dass beim Öffnen der Außentür, die Bienen trotz der kühlen Witterung auf dem Einladeplatz herumflogen. Der weitaus größte Teil der Kästen war vorschriftsmäßig mit Lüftung versehen und es wurde auch gutes, neuwertiges Kastenmaterial angeliefert. Die Ablieferung von Bienenwachs (Reinwachs) erfolgte Ausgangs November 1946.