1980
100 Jahre Bezirksimkerverein Reutlingen e.V.
Aus Anlass des 100jährigen Jubiläums des Bezirksimkerverein Reutlingen e.V. wurde ein Protokollbuch angelegt. Es soll als Nachlesebuch des Jahres 1980 angesehen werden. Viele Imker sind durch Ihre Mithilfe bemüht, späteren Generationen unser Jubiläumsjahr aufzuzeigen.
Für den Dienst an den Bienen und damit im engsten Zusammenhang am Gemeinwohl der Menschen in den vergangenen 100 Jahren, dankt der Verein allen Mitgliedern und wünscht Ihnen Bestand, Einigkeit und Frieden, aber auch den verdienten Lohn für die stets opferbereite Arbeit. Das Vereinsgebiet vom Neckartal bei hinauf auf die Schwäbische Alb gilt unseren Bienen eine Lebensgrundlage vom Frühjahr bis zum Herbst.
Trotz vorkommenden Missjahren dürfen wir bei der Arbeit mit den Bienen Freude und Entspannung von der Hetze des Alltags erfahren, und schauen deshalb mit Zuversicht und tatkräftigen Mut in die kommenden Zeiten.
Reutlingen - Bronnweiler 2. Januar 1980
Hans Blum 1. Vorsitzender
Vorstand und Beirat im Jubiläumsjahr 1980
1. Vorstand Hans Blum
2. Vorstand Helmut Kratzer
Kassier Herrmann Alle
Schriftführer Wolfram Schwartz
Beiräte Engelbert Leippert
Alfred Kehrer
Ernst Dollinger
Otto Schmid
Andreas Hübner
Josef Metz
Rudi Klein
Herbert Thumm
Ehrenvorstand Bernhard Kehm
Bienensachverständige Paul Betz
Beobachter beim LV Wilhelm Stengel
Kassenprüfer Gottlob Schmid
Wilhelm Stengel
Pressewart Siegfried Stolte
Bienensachverständige im Jubiläumsjahr 1980
Vom Reg. Präsidium Tübingen bestellt, arbeiten nach Weisung des Staatl. Veterinäramts Reutlingen.
Durch Seuchenkurs und Schulungen ausgezeichnet!
Paul Betz, Pfullingen, Schloßstraße 14.
Engelbert Leippert, Großengstingen, Karlstraße 6.
Wilhelm Stengel, Bronnweiler, Heinrich Spiegel Straße 1
Bienengesundheitsdienst Auf einer speziellen Tagung des Tierhygienischen Institutes in Freiburg wurden nachstehende Imker geschult und am 15 und 16. Juni 1977 in Albhof und Oberdischingen ausgebildet.
Diese Imker, die schon früher Seuchenkurse mit Erfolg besucht hatten, mussten alle Bienenstände im Kreis Reutlingen auf Faulbrut untersuchen. Die Imker wurden vom Staatl. Veterinäramt am 21 Februar 1978 bestellt. Im Jahr 1980 wurden die Untersuchungen abgeschlossen.
1 Faulbrutvolk wurde festgestellt!
Hans Blum Bronnweiler
Christian Wiech Reutlingen
Engelbert Leippert Engstingen
Josef Metz Unterhausen
Paul Betz Pfullingen
Wolfram Schwartz Pfullingen
Wilhelm Stengel Bronnweiler
Rolf Weiß Bronnweiler
Beobachter im Landesverband und Melder des BV Reutlingen.
Wilhelm Stengel, Bronnweiler, Heinrich Spiegel Straße 1
Wilhelm Stengel besitzt eine Stockwaage, die durch den BV Reutlingen gehört. Er stellt jedes Jahr ein Waagvolk zur Verfügung. Seine Meldungen gehen monatlich an den Chef- Beobachter im LV Herrn Herbert Rußig, Herrenberg. Stengel ist nicht nur ein hervorragender Beobachter, sondern auch ein guter Imker mit überdurchschnittlichem Können in der Königinnenzucht. Er betreibt zurzeit nahezu 45 Bienenvölker. Im Juni und Juli gehen ihm die gezüchteten Königinnen nie aus.
Bienenschutzausschuss im Landkreis Reutlingen.
Zum Schutz der Bienen vor Gefahren durch Pflanzen- Behandlungsmittel (Stäubeschäden usw.) wurden im Kreis Reutlingen Hans Blum und Paul Betz als Stellvertreter in ein Gremium des Regierungsbezirk Tübingen bestellt.
Teilnehmer an den Sitzungen sind der Landkreis, Landwirtschaftsamt, Bienenzuchtberater, Landwirtschaftsberater, Obstbau, Weinbau, Forstdienst, Pflanzenschutzberater.
Jährlich werden 2 Sitzungen abgehalten. Die Protokolle werden in der Tageszeitung veröffentlicht. Hauptgeschädigte Bienenvölker sind in Metzingen - Neuhausen - Dettingen in der Kirschblüte.
Wie wird 1980 geimkert?
A) Bienenrassen
In den Jahren um 1965 versuchte man, eine reine Carnica zu züchten und war angestrebt einen sogenannten Reinzuchtgürtel anzulegen. Im Raum Ludwigsburg Heilbronn war schon eine solche Zone, 40 x 20 km groß war dieser Reinzuchtgürtel. Von dort holten der damaligen Zuchtleiter und seine Nachfolger Hans Blum in Markgröningen bei den Landeszüchtern Herrn und Frau Eisele mehrmals genügend Zuchtstoff.
Aber es hat sich gezeigt, dass durch diese Bienenrasse, genannt „Carnica – Amor – Besigheim“, wir sehr brave, schöne Völker erhielten, aber der Ertrag war nicht besser geworden. In der Züchtergemeinschaft haben wir dann ab 1974 unter der Leitung von Hans Blum alles mögliche unternommen. Flügelindex, Haarlänge, Filsbinden, Rüssellänge usw. wurden gründlich untersucht, heute sind die Zuchtbücher noch vorhanden.
Die weithin bekannte Kreuzungs- plus Kombinationszucht brachte uns eine viel leistungsfähigere Biene. Gekreuzt wurde innerhalb der K- Biene: Amor, Troisek, Peschetz usw. Handbesamte Königinnen und von Inselbelegstellen, ebenso Belegstellenbegattet in Tonbach oder dem Schwarzen Grat, oder am Heimatstand. Alle Imker, auch solche die keine Königinnen züchten, kamen durch die vitalen Drohnen zu besseren Völkern mit schönen Erträgen. Wir dürfen recht zufrieden sein. Allerdings glaube ich: Bienen halten kann jeder, zum Bienenzüchter gehört jedoch etwas mehr dazu.
B) Beuten
Bis Anfang 1970 hatten die Imker des BV nahezu nur Hinterbehandlungsbeuten in den Maßen Deutsch- Normal, Neuwürttemberger, Altwürttemberger und einige Andere.
Aber dann begann die Zeit der Umstellungen. Magazin- Beuten verschiedener Arten, Maße nach DN, Zander, Golz, Langstroht usw. bekam man zu sehen. Heute stehen auf vielen Bienenständen die Normalbeuten im Bienenhaus und die Magazine außerhalb.
C) Erträge
In den Normalen Jahren konnte ein Imker im Jahresdurchschnitt 5 bis 10 Kg Honig ernten. 1976 war das Beste Jahr seit ich denken kann und Bienen habe. Es honigte von Anfang Juni bis Ende August. Bis 50 kg. im Durchschnitt pro Volk war keine Seltenheit.
Honigpreis für 1 Pfund (500 gr.)
1950 3,00 DM
1960 3,80 DM
1965 3,80 DM
1970 4,00 DM
1975 5,00 DM
1980 6,00 DM
Ein Bienenvolk mit Wabenbau ohne Beute kostete im Frühjahr 100 bis 125 Mark.
Ein Ableger 7 bis 8 Waben im Frühjahr 75 bis 90 Mark.
D) Wanderung
Um die Zeit des 10. Juni, wenn in der Alb- Vorebene die Heu Ernte beginnt, wandern die Imker auf die Alb von Erpfingen bis in die Uracher Gegend. Wenn die Fichte honigt, können in einer Woche die Honigräume voll sein.
Mitte Juli ist das Haupttrachtgebiet der Schwarzwald, Kreis Calw.
In Deckenpfronn besitzt der Verein einen großen Wanderstand mit Schleuderhaus. Bei entsprechender Tracht stehen dort bis über 100 Völker.
Wiesen (Pollen), Fichten und Tannen, auch andere Blatthonigspender sind reichlich vorhanden.
Mitglieder im Jubiläumsjahr 1980
Altenburg | 4 Imker |
Betzingen | 7 Imker |
Bronnweiler | 4 Imker |
Degerschlacht | 4 Imker |
Eningen | 6 Imker |
Gönningen | 5 Imker |
Gomaringen | 11 Imker |
Groß und Kleinengstingen | 8 Imker |
Hausen a. d. Lauchert | 1 Imker |
Holzelfingen | 5 Imker |
Oferdingen | 4 Imker |
Ohmenhausen | 8 Imker |
Reicheneck | 4 Imker |
Sickenhausen | 3 Imker |
Pfullingen | 16 Imker |
Reutlingen | 20 Imker |
Sondelfingen | 4 Imker |
Undingen | 2 Imker |
Erpfingen | 2 Imker |
Unterhausen | 16 Imker |
Genkingen | 5 Imker |
Willmandingen | 2 Imker |
Rommelsbach | 5 Imker |
Wannweil | 7 Imker |
Kirchentellinsfurt | 1 Imker |
Insgesamt | 154 Imker |
27.04.1980 Frühjahrsversammlung Südbahnhof, Reutlingen
Begrüßung.
150 Mitglieder und Gäste konnte der Vorsitzende begrüßen. Darunter viele „neue Gesichter“, neue Mitglieder und Interessenten. Die Vorstände vom BV Tübingen und Nürtingen waren ebenfalls anwesend.
Wahlen
Wolfram Schwartz als Schriftführer wurde für ein Jahr wieder gewählt, ebenso die beiden Beiräte, Alfred Kehrer und Andreas Hübner für 4 Jahre.
Verschiedenes
Blum wies nachdrücklich darauf hin, dass sich die Varroamilbe im Bienenvolk auch in Westeuropa immer mehr ausbreitet. Deshalb müsse man ihr besondere Aufmerksamkeit widmen. Durch Milbenbefall dieser Art käme die Brut nämlich verkrüppelt und praktisch zum Tode verurteilt zur Welt. Mit der Hoffnung, es möge in Reutlingen keinen Varroa- Befall geben. Mit einer lebhaften Debatte endete die Versammlung.
Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen des Bezirks Imkerverein Reutlingen e.V.
17.10.1980 Aufbau der Ausstellung, Dekoration, Halle richten.
18.10.1980 Hauptversammlung des LV Württembergischer Imker e.V. 09.00 bis 16.00 Uhr.
18.10. 1980 Bunter Abend 19.30 bis 01.30 Uhr.
20.10.1980 Ausstellung 08.30 Uhr bis 11.30 Uhr.
20.10.1980 Abbau der Ausstellung.
Zufrieden und glücklich vor allem der Vorstand waren alle Helfer und Freunde.
Eineinhalb Jahre hatten die Planungen gedauert. Alles hatte gut geklappt, alle unbekannten Daten verhielten sich im Rahmen (z.B. die Zahl der Besucher).
Der Vorstand bedankte sich nach dem Abbau der Ausstellung bei seinen Imkerkameraden.