Bienenwabe

Die Welt der Bienen

hatte schon immer eine besondere Anziehungskraft auf die Menschen. Wer kennt nicht ihr angenehmes Summen an warmen sonnigen Tagen.

Biene im Bernstein

Die älteste im Bernstein entdeckte Biene ist aus der Kreidezeit und mehr als 90 Millionen Jahre alt. Sie wurde in einer bernsteinführenden Schicht einer Tongrube in New Jersey gefunden. Aus der gleichen Lagerstätte stammen auch der älteste Falter, der sich gerade vom blut- zum nektarsaugenden Insekt entwickelte, und die älteste Ameise.

Die Bienen sind eine Insektenfamilie, die weltweit mit ca. 12.000 verschiedenen Arten vertreten ist. Im Zusammenhang mit der Imkerei denken wir vorrangig an unsere Honigbienen. Sie sind eine der wenigen staatenbildenden Insekten und gerade wegen dieser Eigentümlichkeit für uns so nutzbringend. Durch das Überwintern als ganzes Volk (im Winter 10.000 bis 15.000 Einzeltiere), steht im zeitigen Frühjahr eine große Anzahl Bienen zur Bestäubung der Obstbäume, Beerensträucher und anderer Frühjahrsblüher zur Verfügung.

Dieser Nutzen der Bienen ist um ein Vielfaches höher, als der, der dem Imker durch den Honigertrag erbracht wird.
Unter den Honigbienen gibt es wiederum unterschiedliche Rassen, die jeweils spezifische Merkmale aufweisen. In unserem Verein sind die Imker bestrebt, die Rasse "Carnica" möglichst rein zu züchten. Neben anderen günstigen Eigenschaften zeichnet sich diese Rasse durch besondere Sanftmut aus, ein sehr geschätztes Merkmal, sowohl für den Imker, als auch für seine Nachbarn. Geübte Imker können mit diesen Bienen in der Regel ohne Schutzkleidung arbeiten.

In einem Bienenvolk befindet sich ganzjährig immer nur eine Königin, im Sommer 40.000 bis 80.000 Arbeitsbienen und einige hundert Drohnen.

Die Königin, von den Imkern auch Weisel genannt, ist ein vollentwickeltes weibliches Tier und legt in den Sommermonaten täglich bis zu 2.000 Eier.

Die Arbeitsbienen, nicht voll entwickelte, unbegattete weibliche Tiere, verrichten alle anfallenden Arbeiten im Bienenvolk und sammeln Nektar, Pollen und auch Baumharze.
 
Die Drohnen sind männliche Tiere und haben einzig die Aufgabe, junge Königinnen zu begatten. Sie befinden sich nur im Sommer im Bienenvolk.
 
Das Lebensalter der Königin beträgt bis zu fünf Jahre, das der Arbeiterinnen sechs Wochen im Sommer und sechs Monate im Winter, das der Drohnen nur wenige Wochen.
 
Jedes Volk hat nur eine Königin. Sie wächst innerhalb von 16 Tagen durch besonders gute Fütterung (Gelée Royal) in einer zapfenförmigen Königin- oder Weiselzelle heran. In der Hochsaison (Mai - Juni) legt sie bis zu 2.000 Eier pro Tag (entspricht dem Mehrfachen ihres Körpergewichts). Man erkennt sie am langen, schlanken Hinterleib. Ihre Lebensdauer beträgt etwa vier bis sechs Jahre. Der Imker wechselt sie alle zwei bis drei Jahre wegen des Erhalts der Leistungsfähigkeit und Vitalität des Volkes aus. Die Königin ist das einzige fortpflanzungsfähige Weibchen im Volk und erfüllt auch nur diese eine Aufgabe. Sie sorgt für den Zusammenhalt des Bienenvolkes durch Absondern eines Duftstoffes (Pheromone).
 
Drohnen sind ausgewachsene Männchen, ihre Anzahl im Bienenvolk beträgt 500 bis 1.000. Sie leben nur im Sommer während der Trachtzeit von Mai bis August. Dann werden sie von den Arbeiterinnen vertrieben (Drohnenschlacht). Die Entwicklungsdauer aus unbefruchteten Eiern beträgt 23 bis 24 Tage. Drohnen haben einen gedrungenen Hinterleib. Ihre Aufgabe ist neben der Stimulation des Volkes die Paarung mit der Jungkönigin.
 
Arbeiterinnen (ihre Eierstöcke sind nur kümmerlich entwickelt) sind in der Überzahl. Ein gutes Volk hat im Sommer 40.000 bis 80.000 Arbeiterinnen: im Winter etwa 10.000 bis 15.000 Stück. Ihre Lebensdauer beträgt im Winter etwa sechs bis sieben Monate, im Sommer etwa 35 bis 42 Tage. Die Entwicklungsdauer beträgt 21 Tage. Bei den Arbeiterinnen sind Flügel und Hinterleib etwa gleichlang. Ihr Leben teilt sich in zwei Abschnitte: drei Wochen Innendienst (Stockbienen) und der Rest Außendienst (Sammelbienen).
 
Auch die Paarung der Bienenkönigin stellt eine biologische Besonderheit dar. Etwa fünf Tage nach dem Schlüpfen wird die junge Königin das Nest für den Hochzeitsflug verlassen. Die Arbeiterinnen beißen und zwicken sie so lange, bis sie sich zum Flug aufrafft. Der erste Flug dient der Orientierung und dauert nur wenige Minuten. Die Paarung erfolgt in luftiger Höhe auf den Drohnensammelplätzen mit mehreren Drohnen. Die Drohnen und die Königin wählen eine Strecke, die über Generationen jahrein, jahraus konstant bleibt. Wie Königinnen und Drohnen dorthin finden ist bis heute noch nicht geklärt. Alle Drohnen sterben bei der Paarung und die Königin wird danach nie mehr zur Paarung ausfliegen, verfügt jetzt über bis zu 10 Millionen Spermien von verschiedenen Drohnen. Durch die Mehrfachpaarung (5 bis10 Drohnen) bleibt ein Volk eine genetische Einheit.
 
Die Entwicklung der Arbeitsbiene vom Ei bis zur Sammelbiene
 
 
Der Entwicklungskalender der drei Bienenwesen
Tage Königin Arbeiterin Drohn
01 Ei Ei Ei
02 Ei Ei Ei
03 Ei Ei Ei
04 Larve Larve Larve
05 Larve Larve Larve
06 Larve Larve Larve
07 Rundmade Rundmade Rundmade
08 Verdeckelung Rundmade Rundmade
09 Streckmade Verdeckelung Rundmade
10 Vorpuppe Streckmade Verdeckelung
11 Puppe Vorpuppe Streckmade
12 Puppe Vorpuppe Streckmade
13 Puppe Puppe Streckmade
14 Puppe Puppe Streckmade
15 Puppe Puppe Puppe
16 Schlupf Puppe Puppe
17   Puppe Puppe
18   Puppe Puppe
19   Puppe Puppe
20   Puppe Puppe
21   Schlupf Puppe
22     Puppe
23     Puppe
24     Schlupf

 

Das Wunder der Verwandlung

Ob aus einem Ei ein Drohn oder eine Arbeitsbiene wird, bestimmt allein die Königin: Eier, aus denen Arbeiterinnen entstehen sollen, werden bei der Ablage in die Wabenzelle befruchtet. Eier, aus denen männliche Bienen werden sollen, also Drohnen, wandern ohne Samenzutat in die Zelle. Die Impulse hierzu erhält die Königin durch die verschienenen Größen der Zellen.
 
Nach 21 Tagen (beim Drohn nach 24 Tagen, bei der Königin bereits am 16. Tag) hat sich das Wunder der Umwandlung vom Ei über die Larve und Puppe zur fertigen Biene vollzogen. Die junge Biene schlüpft.
 
Ob aus einem befruchteten Ei aber eine neue Königin heranwächst, das wird allein durch die Ernährung der Larve bestimmt. Bauen die Bienen eine extra große Königinnenwiege, vom Imker Weiselzelle genannt, so erhält diese Larve den Königinnenfuttersaft (Gelée Royale, ein reines Drüsensekret) als Dauernahrung. Die Larven, die später zu Arbeiterinnen werden, bekommen dagegen als "Starthilfe" nur reduzierten Futtersaft und ab dem dritten Tag zusätzlich Pollen und Honig.
 

Die Bienen - Partner mit faszinierenden Eigenschaften

Die Biene hat insektenübliche Facettenaugen und an der Stirn drei kleine Punktaugen. Sie unterscheidet hell und dunkel. Die Stärke des Sehens liegt in der Bewegung (deshalb nicht nach Bienen schlagen, schnelle Bewegungen nimmt sie sofort wahr). Bienen sehen Farben, aber anders als wir. Eine Zeitlang hielt man sie für farbenblind. Am Kopf hat die Biene Antennen und Fühler. Sie beherbergen den Tast- und Geruchssinn und den Sinn für Wärme und Feuchtigkeit. Wichtige Teile der Mundwerkzeuge sind die Hände der Biene, die zangenförmigen Vorderkiefer oder Mandibeln.
 
Zu den Kopfdrüsen gehören die Kiefer- und die Futtersaftdrüsen. Kieferdrüsen sind wichtig bei der Königin, weil sie die Königinnensubstanz absondern. Solange genug Könniginnensubstanz (Pheromone) vorhanden, ist die Harmonie des Volkes in Ordnung. Wird sie knapp, kommt Schwarmstimmung auf.
 
Die Duftdrüsen befinden sich am Hinterleib. Der Duft ist bei allen Bienen gleich, der Stockgeruch verschieden. Die Biene ist ein wechselwarmes Tier. Als Einzelbiene kann sie ihre Temperatur nur ganz wenig über die Außentemperatur halten. Bei +8 Grad Celsius erstarrt sie. Das Volk dagegen regelt die Wärme im Brutnest sehr genau auf 35 Grad Celsius (eigene Klimaanlage). Im Winter wird die Wärme durch Zusammenrücken geregelt.
 

Flügel der Biene
Saugrohr und Zunge
Stachel der Biene
 
 

 

Bei höheren Außentemperaturen erniedrigen sie die Temperatur durch Fächeln und Ventilieren. Auch der Flugapparat ist äußerst bemerkenswert. Er besteht aus vier Flügeln, den Vorder- und Hinterflügeln. Sie können sich mit einem raffinierten Hakenmechanismus verbinden (verklinken).
 
Bienen haben drei Beinpaare. An den Hinterbeinen der Arbeitsbienen befinden sich die Körbchen; eine muldenförmige Vertiefung zum Sammeln von Pollen. Die Honigblase stellt ein ganz entscheidendes Organ dar. In ihm wird der dünnflüssige Nektar durch Entziehen von Wasser eingedickt.
 
Bevor die Jungbiene den Stock verlässt, orientiert sie sich. Sie spielt vor. Alle Jungbienen drängen sich an warmen Tagen nach draußen. Nicht mit dem Kopf zuerst, sondern rückwärts. Sie schweifen hin und her in immer größeren Abständen und prägen sich dabei den Stockstand und die nähere Umgebung ein. Der Blick der Biene geht schräg abwärts, deshalb sind farbige Orientierungshilfen immer unten an dem Bienenstock anzubringen.
 
Beim Trachtflug in größerer Entfernung orientiert sie sich an Merkmalen im Gelände (Blumen, Gebäuden, Wasserläufen, Kirchtürmen usw.). Die Biene merkt sich den Stand der Sonne. Außer dem äußeren Kompass hat sie auch einen inneren Kompass. Er zeigt an, wie weit in bestimmter Zeit die Sonne weitergewandert ist. Ist die Sonne verdeckt hinter einer Wolke, dient ein Stück blauer Himmel als Richtpunkt.
 
Viele Pflanzen geben nicht den ganzen Tag Nektar ab, sondern nur zu bestimmten Zeiten. So hat die Biene sich eine "Blumenuhr" zusammengestellt und weiß, welche Pflanzen zu welcher Zeit "honigen" (Nektar absondern). Es wird keine nutzlose Zeit mit Herumsuchen zu unrechter Zeit vertan.

Jahreszeitlicher Rhythmus im Bienenvolk

Das Bienenjahr lässt sich in vier Abschnitte gliedern:
  • Vorbereitung und Ruhe (August bis Januar)
  • Arbeitsbienenvermehrung (Februar bis Mai)
  • Weiselerneuerung (Juni)
  • Drohnenschlacht (Juli)

 

Vorbereitung und Ruhe

Im Spätsommer werden vermehrt Jungbienen erzeugt, die für die Überwinterung bestimmt sind. Sie verausgaben sich kaum durch Brutpflege und Sammelflüge. Durch Aufnahme von Pollennahrung legen sie sich ein Fett-Eiweiß-Polster an, das die Reserve für den Winter und das Frühjahr bildet. Mit ihrer längeren Lebensdauer wird der Grund für den nächsten Abschnitt gelegt. Sie bleiben physiologisch jung, so dass sie im Frühjahr in der Lage sind, Tätigkeiten wie Bienen aller Altersklassen zu verrichten. Von den übrigen Arbeiterinnen wird das Spättrachtangebot an Nektar und Pollen sowie das Sammeln von Kittharz noch voll wahrgenommen. Zugluft erzeugende Ritzen werden mit Kittharz verschlossen. Die Bruttätigkeit geht immer mehr zurück und endet etwa im Oktober. Dann sterben auch die alten, verbrauchten Arbeiterinnen, da sie für den Winter und das Folgejahr wertlos sind. Die Bienen ziehen sich allmählich, je nach Witterung, zwischen Flugloch und den Futtervorräten zur Wintertraube zusammen. Die etwa bis Februar dauernde Ruhe ist jedoch kein Winterschlaf. Vielmehr sind die Bienen langsam, aber ständig in Bewegung. Durch Zehren vom Futtervorrat und Muskelbewegungen erzeugen sie Energie. An der Außenhaut der Wintertraube besteht eine Temperatur von ca. 13° C. Kühlen die äußeren Bienen ab, so drängen sie nach innen und andere, erwärmte Bienen gelangen nach außen. Der Kot wird während der Winterruhe in der Kotblase angesammelt. Sobald die Außentemperaturen über 10° C ansteigen, kommt es zu Reinigungsausflügen. Die Bienen koten während des Fluges in der Nähe des Stockes ab.

Arbeiterinnenvermehrung

Mit der allmählichen Wiederaufnahme des Brutgeschäfts schon im Vorfrühling steigt die Temperatur im Brutnest auf 35° C an. Es kommt zu einem erhöhten Honigverbrauch. Das für die Futtersafterzeugung erforderliche Eiweiß wird zunächst aus der Körpersubstanz (Eiweiß-Fettpolster) der Arbeiterinnen, später von eingetragenem Pollen entnommen. Der Wasserbedarf für die Larvenernährung steigt an. Wasser wie Nektar tragen Arbeiterinnen in ihrer Honigblase ein. Das erste Nektarangebot bewirkt einen starken Brutauftrieb. Die Legeleistung der Königin ist während der Zeit der Volksentwicklung und Haupttracht besonders hoch. Auf dem Höhepunkt ihrer Legetätigkeit im Mai kann sie pro Tag mehr als 1.000 Eier ablegen. Im späteren Frühjahr setzt auch der Bautrieb ein. Die Arbeiterinnen bauen Waben mit Arbeiterinnen- und solche mit Drohnenzellen.
 
Im Bienenvolk sind etwa zwei Drittel Jung- oder Stockbienen und ein Drittel Flugbienen vorhanden. Im Wechsel von Betteln und Anbieten vollzieht sich zwischen allen Bienen im Stock ein ständiger Futteraustausch. Dadurch werden die Weiselpheromone ununterbrochen in Umlauf gebracht. Das ist wichtig für den sozialen Zusammenhalt des Bienenvolkes.
 
Die Arbeiterinnen führen in Abhängigkeit von ihrem Alter unterschiedliche Arbeiten aus. Unmittelbar nach dem Schlupf nehmen sie Nahrung auf und wandeln diese in Wärmeenergie um, mit der sie die Brut heizen. Jüngste Bienen beginnen auch mit Putzarbeiten. Sie reinigen Zellen in Vorbereitung für die nächste Brut. Später sind sie imstande, von der Brut ausgehende Reize aufzunehmen. Sie füttern ältere Maden. Mit der Entwicklung der Futtersaftdrüsen können sie als Ammenbienen jüngste Larven füttern. Dann entwickeln sich die Wachsdrüsen. Die Biene wird Bauarbeiterin, nimmt auch von den Sammlerinnen eingetragenes Futter ab. Nach der dritten Lebenswoche bilden sich Futtersaft- und Wachsdrüsen zurück. Die Arbeiterin bewacht das Flugloch, führt in immer größeren Kreisen Orientierungsflüge durch und sammelt schließlich bis ans Ende ihres etwa 6-wöchigen Lebens als Flugbiene Pollen, Nektar, gegebenenfalls Wasser oder Kittharz.
 
Die Arbeiterinnen halten jedoch nicht starr an einem Schema fest, sondern werden disponibel dort tätig, wo sie gebraucht werden. Ihr Arbeitseinsatz dient der Regulierung der Gesamtheit des Bienenvolkes. Auf Arbeitsuche laufen sie auf der Wabe umher und verwerten die je nach ihrem Entwicklungs- und Körperzustand aufgenommenen Reize.
 
Zum schnellen Auffinden einer entdeckten Tracht durch möglichst viele Bienen teilt die Arbeiterin mit Hilfe der "Bienensprache" den Stockgenossinnen mit, wo sich die Trachtquelle befindet. Bei geringen Entfernungen bis etwa 100 m vom Stock führt die Biene auf der Wabe achtförmige Rundtänze aus. Dadurch werden die alarmierten Bienen veranlasst, in der Nähe des Stockes nach der Tracht zu suchen. Ist die Trachtquelle weiter vom Stock entfernt, dann führt die Tänzerin Schwänzeltänze aus. Dazu durchläuft sie eine Gerade und kehrt dann abwechselnd im Halbkreis links und rechts wieder zum Ausgangspunkt zurück. Beim Durchlaufen der Gerade vollzieht sie Schüttelbewegungen und gibt Schallimpulse von sich, die mit der Trachtqualität in Zusammenhang gebracht werden. Die Häufigkeit des Durchlaufens der Gerade in einer bestimmten Zeit hängt mit der Entfernung der Tracht zusammen. Der Winkel, den die Biene mit der Schwänzelstrecke beschreibt, steht im Zusammenhang mit dem Winkel zur Sonne und zeigt die Richtung auf, in der sich die Tracht befindet. Tanzt die Biene senkrecht nach oben, dann ist die Trachtquelle in Richtung zur Sonne zu finden. Steht die Gerade in einem Winkel zur Senkrechten, dann befindet sich die Tracht im gleichen Winkel zur Strecke zwischen Bienenstand und Sonne. Da die Biene imstande ist, polarisiertes Licht zu sehen, genügen zur Orientierung Löcher in der Wolkendecke, ohne dass die Sonne scheint.
 
 
Wo sich eine ergiebige Futterquelle befindet, teilen die Bienen ihren Kolleginnen im Stock per Tanzsprache in Richtung und Entfernung genau mit.
 
Die Flugweite der Arbeiterin beträgt 1 bis 2 km. Eine Biene fliegt täglich 7 bis 15 mal aus. Abhängig von Ergiebigkeit und Entfernung beträgt die Ausflugsdauer jeweils 25 bis 45 Minuten. Der Zwischenaufenthalt im Stock dauert 5 Minuten. Die Fluggeschwindigkeit beträgt 20 bis 25 km/h. Die Energie für den Flug entnimmt die Biene dem Honigzucker. Sie nimmt einen der Entfernung angemessenen Honigvorrat in der Honigblase mit. Auf 1 km Flug verbraucht sie etwa 2 mg Zucker. Für die Füllung der Honigblase (50 bis 60 mm³) ist der Besuch von 15 bis 100 Blüten erforderlich. Um ein Kilogramm Honig einzutragen, müssen die fleißigen Sammlerinnen eine Wegstrecke von dem Ein- bis Dreifachen des Erdumfanges (40.000 bis 120.000 km) zurücklegen.
 
Eine Arbeitsbiene wiegt 0,1 g. Eine heimkehrende Sammlerin wiegt um die Hälfte mehr durch Nektar oder um ein Drittel mehr durch Pollen. Eine Pollenladung ist das Ergebnis von ca. 100 Blütenbesuchen. Etwa 20 Pollenladungen sind für die Füllung einer Pollenzelle erforderlich.
 
40 000 Bienen brauchen täglich etwa 40 g Wasser. 6.000 Brutzellen brauchen weitere 140 g Wasser. Für 180 g Wasser sind 18.000 Flüge zur Tränke erforderlich. Eine Wasserholerin führt 50 Ausflüge pro Tag durch. So müssen 360 Arbeiterinnen ganztägig Wasser heranschaffen.
 
Das Gedächtnis für die Wohnung bleibt der Biene zeitlebens erhalten und geht nur beim Schwarm verloren. Die Biene kann Farben unterscheiden. Ihr Farbenspektrum ist im Vergleich zu dem des Menschen zum Ultravioletten hin verschoben, während die Biene rotblind ist.
 

Weiselerneuerung

Wenn das Bienenvolk auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung angelangt ist, befinden sich ca. 40.000 Bienen im Volk. Auf Grund der großen Anzahl von Individuen verringert sich die Wirkung der Pheromone, besonders bei älteren, 2- bis 3-jährigen Königinnen. Es kommt zur Entwicklung des Schwarmtriebes und damit zur Ausbildung von Geschlechtstieren. Zunächst wird Drohnenbau erzeugt; das sind Waben mit sechseckigen Zellen, die im Vergleich zum Arbeiterinnenbau größer sind. In diese legt die Königin unbefruchtete Eier, aus denen Drohnen entstehen. Später werden 5 - 20 Weiseln aufgezogen. Dazu legen die Arbeiterinnen am Rand von Brutwaben eichelförmige Becher an, in denen je ein befruchtetes Ei abgelegt wird. Mit dem Aufkommen des Schwarmtriebes lassen Eiablage, Bau- und Sammelbetrieb nach. Zum Zeitpunkt der Verdeckelung der ersten Weiselzelle fliegt, meist in den Vormittagsstunden, etwa die Hälfte des Bienenvolkes mit der alten Königin als "Vorschwarm" aus. Wegen verhältnismäßig geringer Flugtüchtigkeit der Altweisel läßt sich ein Vorschwarm meist in Standnähe an einem Baumast oder Strauch nieder und bildet dort eine Schwarmtraube. Ähnlich wie bei der Trachtvermittlung werben Kundschafterbienen, auf der Schwarmtraube tanzend, für eine von ihnen entdeckte Höhle als neuen Wohnraum. Der Schwarm zieht schließlich, meist am späten Nachmittag, in eine neue Behausung ein. Im verbliebenen Bienenvolk sind nach einer Woche die ersten jungen Königinnen ausgebildet. Nach dem Schlupf der ersten Jungweisel ziehen meist noch 1-2 Nachschwärme, zuweilen gleich mit mehreren Königinnen, aus. Dann kommt es auf der Schwarmtraube zu Zweikämpfen, nach denen nur eine Königin übrig bleibt.
 
Das Restvolk gibt schließlich die Schwarmstimmung auf. Die zuletzt geschlüpfte Königin vernichtet mit Hilfe der Arbeiterinnen noch nicht geschlüpfte Weiselzellen.
 
Während die Königin eines Vorschwarms nach dem Bau der ersten Wabenzellen schon mit der Eiablage beginnen kann, muss die junge Weisel des Nachschwarms wie die Jungkönigin des Restvolkes zunächst zur Begattung ausfliegen.
 
Königinnen werden 6-7 Tage, Drohnen 12 - 15 Tage nach dem Schlüpfen geschlechtsreif. Die Drohnen fliegen zur Paarung in verschiedene Richtungen bis zu 7 km weit zu den "Drohnensammelplätzen". Die paarungsbereiten Königinnen fliegen während ihrer einmaligen Brunstzeit mehrmals durchschnittlich 2 km (bis zu 5 km) weit zu den Drohnensammelplätzen, um sich während ihres Fluges in 15-30 m Höhe von mehreren (etwa 10 bis 20) Drohnen begatten zu lassen. Zur Paarung ergreift der Drohn die Weisel von hinten. Das im Hinterleib des Drohnen verborgene Paarungsorgan, der Begattungsschlauch, wird im Augenblick der Paarung ruckartig nach außen gestülpt. Das mit Sperma und Schleim gefüllte Zwiebelstück des Begattungsschlauches wird an die weibliche Geschlechtsöffnung (Scheide) herangeführt und bleibt dort eingeklemmt, bis es bei der Paarung mit dem nächsten Drohnen herausgedrückt wird. Die anderen Teile reißen ab. Der Drohn stirbt augenblicklich und fällt zu Boden. Die Spermien wandern in die Eileiter und von dort in die Samenblase. Dieser 1,5 mm große Behälter kann 5-7 Millionen Spermien und damit den für das ganze Leben der Königin reichenden Samenvorrat aufnehmen.
 
Zwecks Ablage eines befruchteten Eies, das in eine Arbeiterinnenzelle (oder in eine Weiselzelle) gelegt wird, gelangen mittels einer Samenpumpe jeweils einige Spermien in die Scheide. Das ist nicht der Fall, wenn aus den Eiern Drohnen entstehen sollen. Diese werden in die größeren Drohnenzellen gelegt.
 

Drohnenschlacht

Etwa im August mit Nachlassen der Tracht werden bei allen Völkern, die über eine begattete, als überwinterungsfähig befundene Königin verfügen, die Drohnen abgetrieben. Sie werden von den Futterplätzen abgedrängt und schließlich aus dem Stock gezerrt. Durch Nahrungsmangel geschwächt, fallen sie zu Boden und sterben bald. Heimkehrende Drohnen werden nicht mehr in den Stock gelassen. Noch vorhandene Drohnenbrut wird ausgesaugt und hinausgeworfen.

 

Die Organisation und der Aufbau des Bienenstaates

Im Bienenstaat herrscht Arbeitsteilung. Ein Bienenvolk, auch Bienenstaat, Bienenstock genannt, besteht aus 40.000 bis 80.000 Bienen - das entspricht der Größe einer Kleinstadt! Jedes Bienenvolk lebt in einem eigenen Bienenstock. Grob betrachtet sehen alle Bienen mehr oder weniger gleich aus. Der Körper ist in drei Teile gegliedert: Den Kopf mit den seitlich angeordneten großen Augen, Mund an der Unterseite und zwei Fühlern vorn; die Brust mit zwei Paar Flügeln und drei Beinpaaren; und den geringelten Hinterleib. Bei genauerem Hinsehen bemerkt man doch Unterschiede. 
Eine Biene hat als einzige einen langen und schlanken Hinterleib - sie bezeichnet man als Königin. Sie ist das einzige voll entwickelte und fortpflanzungsfähige Weibchen im Staat. Zugleich ist sie die Mutter ausnahmslos aller übrigen Bienen im Staat. 
Eine Anzahl der Bienen fällt durch ihre besonders großen Augen und einen plumperen, dicken Körper auf. Es handelt sich dabei um die Drohnen, die männlichen Bienen; man findet sie nur im Frühjahr und Anfang des Sommers, später werden sie in der Drohnenschlacht aus dem Stock vertrieben.
Alle übrigen Tiere sind Arbeiterinnen, weibliche Bienen, die fast alle Arbeiten im Stock erledigen. Alle sind voneinander abhängig und keine Biene wäre fähig alleine zu überleben.
Im Flug erreicht die Biene eine Geschwindigkeit von 26-30km/h bei einem "Verbrauch" von 100 mg Zucker pro Bienenflugstunde.
 
Königin mit ihrem Hofstaat
Königin blau gekennzeichnet
Die Farben der Kennzeichnung wiederholen sich alle 5 Jahre
 

Der Bienenschwarm

Ein besonders beeindruckendes Naturschauspiel ist der Bienenschwarm. Nachdem die Larve aus einem befruchteten Ei geschlüpft ist, entscheiden die Arbeiterinnen im späten Frühjahr sofort, ob es eine Arbeiterin oder eine Königin werden soll, allein durch die Fütterung. Die Arbeiterinnenlarven erhalten den normalen Futtersaft, die zur erklärten Königinlarve erhält einen speziellen Futtersaft den sogenannten Gelee royal. Ebenfalls wird die normale Zelle jetzt umgebaut zur Königinzelle (siehe Bild rechts). Die alte Königin wird attackiert und an der Eiablage gehindert. Die Eierstöcke entwickeln sich zurück.

 

 

 

Wenige Tage vor dem Schlupf der neuen Königin drängen sich zur warmen Mittagszeit plötzlich Tausende von Arbeitsbienen mit der alten Königin zum Flugloch. Zunächst kreisen alle um die alte Wohnung. Dann setzen sie sich meistens an einem Ast ab (siehe Bild links). Spurbienen suchen nun eine neue Behausung: Der Schwarm zieht um. Alle Bienen fangen sofort mit dem neuen Wabenbau an (Die Arbeitsbienen können durch die Schwarmstimmung sofort wieder Wachs erzeugen). Die Wabe besteht aus sechseckigen Zellen, die leicht schräg nach oben gerichtet sind. Sechseckig ist die Form, die gestattet, auf kleiner Fläche mit geringem Materialaufwand die größte Zahl von Bienenzellen zu schaffen. Durch die Beidseitigkeit der Wabenzellen ist nur ein Zellböden nötig.

 

 

 

Brutwabe mit Schwarmzellen
Königin auf Brutzellen
Bienen beim Wasser holen
Biene beim Blütenbesuch
Bienenschwarm
Königinnenzucht

 

Warum ist gerade die Honigbiene für unsere Umwelt so wertvoll? Bienen sind blütenstetig, sie übertragen vor allem den Pollen arteigener Pflanzen. Bei ihren Sammelflügen bestäuben sie Blüten, das bringt mehr und bessere Früchte. Gäbe es keine Bienen, wie arm wäre unsere Natur. Nicht nur der gesunde, wohlschmeckende, naturbelassende Honig würde fehlen. Eine viel größere Bedeutung hat das Volk der Bienen für die Bestäubung der insektenblütigen Pflanzen, 80 % der Obstbäume und ein Großteil unserer Blumen verdanken ihr Wachsen, ihre Vermehrung und ihre Erhaltung der emsigen Tätigkeit der Bienen.
 
Die Arbeitsleistung der Bienen addiert sich zu astronomischen Zahlen: Ein einziges Gramm Honig erfordert 8.000 bis 10.000 Blütenbesuche. Um 800 g einzutragen, müssen die fleißigen Sammlerinnen eine Wegstrecke von dem Dreifachen des Erdumfangs (120.000 km) zurücklegen.
 
Anders gerechnet: Für 100 g Honig ist rund eine Million Blütenbesuche erforderlich. Dabei schleppt eine Biene bei jedem Ausflug bis zu 1/3 ihres eigenen Körpergewichts an Nektar.
 
Für den Erhalt des Bienenvolkes und zur Erfüllung der vielfältigen Aufgaben braucht die Biene heute den Imker, seine Pflege und seine lenkenden Eingriffe. Als Gegenleistung erhält der Imker dafür die wertvollen naturbelassenen Bienenprodukte. Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, mit welchem Fleiß und Eifer jede einzelne Biene die ihr zugeordnete Aufgabe ausübt. Eine für die Umwelt unentbehrliche Funktion.